Unvergessliches Reise-Erlebnis
Im letzten Newsletter der FESPO & Golfmesse Zürich haben wir unsere Community dazu aufgerufen, uns ihre eindrücklichsten Reiseerlebnisse zu schicken. Unter den zahlreichen Einsendungen war auch die Geschichte von Daniela, die allein durch die Gassen von Marrakesch streifte – und dort auf eine Frau traf, mit der sie trotz Sprachbarriere einen unerwartet persönlichen Moment erlebte.

Die Frau mit dem roten Schal
Ich war allein unterwegs in Marrakesch, es war mein dritter Tag in der Stadt, und ich hatte mich – wie so oft – in den Gassen der Medina verirrt. Die Geräusche des Marktes klangen wie ein ferner Fluss aus Stimmen, Hupen, Händeklatschen, Gewürzen und Ziegenblöken.
Ich blieb stehen, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden.
Da war sie – eine alte Frau mit einem leuchtend roten Schal, der im Wind flatterte, als sei er lebendig. Sie saß auf einem niedrigen Hocker, eine kleine Schale Datteln auf ihrem Schoss. Unsere Blicke trafen sich. Sie lächelte – und zeigte auf den freien Hocker neben sich.
Ich setzte mich zögernd.
Sie sprach nur Arabisch. Ich nur gebrochenes Französisch. Und doch verstanden wir uns. Mit Händen, mit Blicken, mit Lachen. Sie reichte mir Datteln. Ich gab ihr eine Postkarte aus Berlin, die ich in meiner Tasche hatte. Sie berührte das Bild mit den Fingerspitzen, als sei es aus Glas.
Dann holte sie aus einer Stofftasche ein kleines, altes Foto: Sie, jung, lachend, mit demselben roten Schal, vor einem Berliner U-Bahn-Schild.
Sie hatte in den 70ern in Berlin gelebt, erzählte sie, mit einem Mann, den sie „Yusuf“ nannte.
Wir sagten wenig, aber es war alles da: Vergangenheit, Gegenwart, Sehnsucht, Wärme. Ich blieb fast zwei Stunden bei ihr. Als ich ging, gab sie mir den roten Schal.„Pour le souvenir“, sagte sie leise.
Ich habe den Schal bis heute. Und jedes Mal, wenn ich ihn berühre, riecht er ein bisschen nach Kardamom, nach Wüste, nach Geschichten. Und ich frage mich, wer Yusuf war – und ob er je wusste, wie sehr er in ihr weiterlebte.
Daniela